Die logarithmische Spirale
Albrecht Dürer (1471-1528) skizzierte in seiner Unterweysung eine ewige lini und beschrieb
diese als eine stetig auf ein Zentrum zulaufende und nach außen nicht endende Kurve,
deren Abstand bei jeder vollen Umrundung des Zentrums gleichmäßig nach innen abnimmt und nach außen zunimmt [Dürer, Abbildung 27].
Unabhängig davon beschrieb 1638 René Descartes (1596-1650) in einem Brief an Marin Mersenne
(1588-1648) die Eigenschaften einer Spirale. Die Struktur ihrer polaren Kurvengleichung
veranlasste Pierre de Varignon (1654-1722), diese Spirale als logarithmische Spirale zu bezeichnen
[Loria 1911, S. 61].
Geometrische Konstruktion
Eine logarithmische Spirale (Abbildung 17) entsteht als Bahnlinie eines Punktes im Resultat zweier
Bewegungen: einer gleichförmige Drehbewegung und einer beschleunigten Bewegung, deren Geschwindigkeit gleichmäßig zunimmt.
Eine Gerade bewege sich in einer Ebene um einen ihrer Geradenpunkte, welcher unbeweglich bleibt, mit gleichförmiger
Geschwindigkeit. Gleichzeitig entferne sich ein zweiter Geradenpunkt von dem unbeweglichen Punkt mit einer Geschwindigkeit,
die dem Abstand der beiden Punkte proportional sei.
Der bewegliche Geradenpunkt beschreibt eine Kurvenlinie, die als logarithmische Spirale bezeichnet wird (nach
[Wygodski, S. 731]).
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Abbildung 17: Logarithmische Spirale.
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Kurvengleichung und geometrische Besonderheiten
Die Kurvengleichung einer logarithmischen Spirale stellt sich für den Abstand
eines Spiralpunktes vom Pol als Exponentialfunktion des Polarwinkels oder
für den Polarwinkel als Logarithmus des Abstandes dar. Diese Beziehung führt zur Bezeichnung als logarithmische
Spirale.
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Logarithmische Spirale:
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Die Konstante ist der Polarradius des Spiralpunktes mit
und stellt somit den Ursprungsabstand des spiralerzeugenden Punktes
vom Polarzentrum dar. Die Konstante kennzeichnet in der Exponentialgleichung die Zuwachsrate, mit
der sich die Spiralpunkte vom Zentrum entfernen oder dem Zentrum asymptotisch annähern. Die Größe
von führt zur Ausbildung einer Linksspirale für
und einer Rechtsspirale für . Mit
entartet die Spirale zu einem Kreis.
Bei einer Linksspirale nimmt der Abstand der Spiralpunkte vom Zentrum mit wachsendem Polarwinkel zu und für
große negative Polarwinkel ist das Zentrum ein asymptotischer Punkt (Abbildung 18, links).
Bei einer Rechtsspirale nähern sich die Spiralpunkte mit wachsendem Polarwinkel dem Zentrum asymptotisch an und
für negative Polarwinkel entfernen sich die Spiralpunkte vom Zentrum (Abbildung 18, rechts).
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Abbildung 18: Logarithmische Spirale als Linksspirale mit (links)
und als Rechtsspirale mit (rechts).
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Eine charakteristische Eigenschaft der logarithmischen Spirale ist die Parallelität der Tangenten an die Spiralpunkte,
die auf einem vom Zentrum ausgehenden Strahl liegen (Abbildung 19). Der Schnittwinkel aller vom Zentrum ausgehenden
Strahlen mit den jeweiligen Spiraltangenten ist konstant und lässt sich mit der Größe
bestimmen.
Diese spiraldefinierende Eigenschaft führte auch zur Bezeichnung der logaithmischen Spirale als
gleichwinklige Spirale ([Loria 1911, S. 61]).
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Abbildung 19: Die Tangenten an die auf einem Zentrumsstrahl liegenden Spiralpunkte sind parallel.
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