Die Konchoide des Nikomedes
Die wegen der Ähnlichkeit des rechten Kurvenastes zu einer Muschel (κογχη) als Konchoide oder auch
Kochloide bezeichnete zweiteilige Kurve vierter Ordnung wurde von dem antiken Geometer Nikomedes (etwa 200 v. Chr.) gefunden.
Nikomedes entwickelte eine mechanische Vorrichtung, um diese
Kurve zu zeichnen, und löste mit Hilfe der Konchoide die klassischen Probleme der Würfelverdopplung und der Dreiteilung des Winkels.
([Wieleitner, S. 66 f.] und [Van der Waerden, S. 390 ff.])
Geometrische Konstruktion
Ausgehend von einem Punkt und einer Gerade , die sich im Abstand
vom Punkt befindet, werden mit Hilfe einer gegebenen Länge die Punkte der
Konchoide in der Ebene konstruiert. Der Punkt wird auch als Pol und die Gerade
wird auch als Leitlinie der Konchoide bezeichnet.
Vom Pol wird eine Gerade gezeichnet, die die Leitlinie im Punkt
schneidet. Von aus werden auf dieser Gerade die beiden Punkte
und abgetragen mit
.
Die Konchoide ergibt sich als geometrischer Ort aller Punkte und
(Abbildung 5, links).
Eine Konchoide besteht aufgrund der Konstruktionsvorschrift aus zwei nicht verbundenen Ästen: einem äußeren Ast hinter der Leitlinie
vom Pol aus gesehen (hier die Menge der Punkte ) und einem inneren Ast auf der Polseite
bezüglich der Leitlinie (hier die Menge der Punkte ).
Das Verhältnis der beiden Längen
bestimmt unterschiedlichen Formen der Konchoide (Abbildung 5, links, Mitte, rechts).
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Abbildung 5: Konchoide mit (links),
(Mitte) und
(rechts).
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Kurvengleichung und Besonderheiten
Die analytische Beschreibung der Konchoide in einem kartesischen Koordinatensystem
erfolgt durch eine Gleichung vierten Grades. Die Kurve ergibt sich als Menge aller Punkte der Ebene,
deren Koordinaten die Gleichung erfüllen.
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Konchoide des Nikomedes:
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Der Pol der Konchoide liegt im Ursprung des kartesischen Koordinatensystems.
Die beiden Längen und führen als Kurvenparameter
in der Gleichung zu den unterschiedlichen Ausprägungen der Kurve.
Für
weist der innere Ast der Konchoide eine Schleife auf (Abbildung 6, schwarz).
Im Pol (im Koordinatenursprung) liegt ein Doppelpunkt, d.h. der Punkt
ist ein singulärer Punkt der Kurve.
Für
wird die Schleife des innere Astes in Form einer Spitze auf den Pol zusammengezogen (Abbildung 6, rot).
Der Punkt ist somit ein singulärer Punkt der Kurve.
Für
verläuft der innere Ast der Konchoide nicht durch den Pol (Abbildung 6, grün). Allerdings gehört der Punkt
dennoch zur Kurve und stellt daher als isolierter Punkt
der Konchoide einen singulären Punkt der Kurve dar.
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Abbildung 6: Konchoide mit (schwarz),
(rot) und
(grün) im Koordinatensystem.
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